Beerdigungsrituale

Sterben verboten, oder: Warum nach dem Tod die Spiegel verhängt werden

Bei Bestattungen gibt es Rituale, die sich heute nicht mehr jeder Mensch erklären kann, ja sogar gelegentlich etwas komisch anmuten. Wir haben ein paar herausgesucht und erklären, was dahintersteckt.

Warum tragen Trauernde schwarz?

In unserem Kulturkreis ist es schon seit Jahrhunderten Brauch, dass Trauernde schwarze Kleidung tragen – sowohl Familienangehörige als auch Menschen, die an der Beerdigung teilnehmen. Denn hier ist schwarz das Symbol für Tod und Trauer. Die Tradition geht bis ins sechste Jahrhundert zurück: Benediktiner-Mönche kleideten sich damals in Schwarz, um der spirituellen Dunkelheit der Seele gerecht zu werden.

In der Vergangenheit trugen Witwen ein Jahr lang schwarze Kleidung als Zeichen ihrer Trauer. Diese Kleiderordnung gibt es in der Form heute nicht mehr. Bei Beerdigungen wünschen sich die Angehörigen nicht selten sogar bunte Kleidung, weil das dem oder der Verstorbenen gefallen hätte.

Tote werden mit den Füßen zuerst aus dem haus getragen. Warum?

Diese Frage ist wohl am ehesten mit Aberglauben zu beantworten. Davon gab (und gibt?) es offenbar eine ganze Menge. Der Landschaftsverband Westfalen Lippe hat zusammengetragen: „Im ausgehenden 19. Jahrhundert wollte man der Seele des Verstorbenen das Verlassen des Sterbezimmers dadurch erleichtern, dass man beispielsweise oft direkt nach Eintritt des Todes die Fenster öffnete. Um die Rückkehr der Seele zu verhindern, achtete man auch stets darauf, dass der Tote unter allen Umständen mit den Füssen voraus aus dem Haus getragen wurde. Sollte er mit dem Gesicht dem Haus zugewandt herausgetragen werden, würde er im Grab keine Ruhe finden und er würde ins Haus zurückkehren, so die verbreitete Annahme.“

Warum werden im Haus die Spiegel verhängt, wenn jemand gestorben ist?

War früher jemand gestorben, wurden im ganzen Haus die Spiegel verhängt. Denn es hielt sich lange die Sorge, dass der nächste, der in den Spiegel schaute, ebenfalls sterben würde.

Warum werfen die Beerdigungsbesucher Blumen oder Erde ins offene Grab?

Früher wurde nur Erde ins Grab geworfen, heute auch Blumen oder Blüten. Während die Blumen als letzter Gruß an einen Verstorbenen gelten, steht das Erdewerfen für das gemeinsame Verschließen des Grabes. Der Tradition nach wird das sogar drei Mal im Sinne der Dreifaltigkeit wiederholt und erinnert daran, dass die Beisetzung im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes geschieht.

Sterben verboten!

Sehr kurios mutet es an, dass das Sterben in Longyearbyen auf Spitzbergen gleich ganz verboten ist. Das hat allerdings einen sehr praktischen Grund. Die Sterbenden sollen aufs Festland gehen, weil der dauerhaft gefrorene Boden auf Spitzbergen eine Beerdigung unmöglich macht.