Patientenverfügung: Ihr Wille zählt, auch wenn Sie nicht sprechen können
Die Patientenverfügung ist ein zentrales Instrument der Vorsorge in Gesundheitsfragen. Sie ermöglicht es Ihnen, im Voraus schriftlich festzulegen, welche medizinischen Maßnahmen Sie wünschen oder ablehnen, falls Sie Ihren Willen aufgrund von Krankheit, Unfall oder hohem Alter nicht mehr selbst äußern können (z.B. im Koma oder bei schwerer Demenz).
Sinn und Zweck: Warum ist eine Patientenverfügung wichtig?
Der Hauptzweck einer Patientenverfügung ist Ihre Selbstbestimmung und Autonomie bis zum Lebensende.
- Sicherstellung des eigenen Willens: Sie bestimmen, ob in bestimmten Situationen (wie im Endstadium einer tödlichen Krankheit oder bei unwiderruflichem Hirnschaden) lebensverlängernde Maßnahmen, künstliche Ernährung oder Beatmung durchgeführt werden sollen oder nicht.
- Entlastung von Angehörigen: Ihre Familie muss in einer emotional ohnehin schweren Lage nicht die quälende Entscheidung über lebenserhaltende Maßnahmen treffen. Die Verfügung gibt allen Beteiligten – Ärzten, Betreuern und Angehörigen – Klarheit und Rechtssicherheit.
- Vermeidung unnötiger Behandlungen: Sie legen fest, welche Behandlungen Sie ablehnen, um ein Leiden zu vermeiden, das aus Ihrer persönlichen Sicht nicht mehr lebenswert ist.
Vorteile der Patientenverfügung
Eine gut formulierte Patientenverfügung bietet entscheidende Vorteile:
Selbstbestimmung: Sie sichern Ihr Recht auf Selbstbestimmung in gesundheitlichen Fragen, selbst bei Entscheidungsunfähigkeit.
Rechtliche Verbindlichkeit: Eine klare und konkrete Patientenverfügung ist für das medizinische Personal und Betreuende rechtlich bindend.
Entlastung der Familie: Ihre Angehörigen werden vor schwierigen Gewissensentscheidungen und potenziellen familiären Streitigkeiten geschützt.
Klare Anweisungen: Ärzte erhalten eine verbindliche Orientierung für die Behandlung, was Unsicherheiten vermeidet.
Würdevolles Sterben: Sie haben die Möglichkeit, Ihren Wunsch nach einem **würdevollen Lebensende** entsprechend Ihrer persönlichen Wertevorstellungen festzuhalten.
Herausforderungen
Trotz der enormen Vorteile gibt es auch Aspekte, die Sie bei der Erstellung bedenken sollten:
Emotionale Auseinandersetzung: Die Erstellung erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod, schweren Krankheiten und dem Lebensende. Viele Menschen schieben diesen Schritt daher auf.
Formulierung und Konkretisierung: Allgemeine oder unklare Formulierungen können im Ernstfall falsch interpretiert werden oder unwirksam sein. Eine konkrete und präzise Abfassung für spezifische Situationen ist unerlässlich.
Aktualisierungsbedarf: Obwohl die Patientenverfügung zeitlich unbegrenzt gültig ist, müssen sich Ihre persönlichen Vorstellungen oder medizinischen Umstände im Laufe der Zeit ändern. Eine regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung (idealerweise jährlich) ist daher dringend empfohlen.
Auffindbarkeit: Im Notfall muss die Verfügung schnell gefunden werden. Eine sichere und leicht zugängliche Aufbewahrung ist entscheidend.
Jetzt handeln für morgen
Die Patientenverfügung ist ein essenzieller Baustein Ihrer persönlichen Vorsorge. Sie ist der beste Weg, um Ihre Wünsche bezüglich medizinischer Behandlungen verbindlich festzulegen und Ihre Liebsten im Ernstfall zu entlasten.
Es ist ratsam, die Patientenverfügung mit einer Vorsorgevollmacht zu kombinieren, in der Sie eine Vertrauensperson benennen, die Ihren Willen durchsetzt, falls die Verfügung in einer Situation unklar ist. Nur durch vorausschauende Planung sichern Sie Ihre Selbstbestimmung in jeder Lebenslage.