Trauerbräuche – und wie sie heute gelebt werden
Trauerbräuche in unserer abendländischen Kultur haben oft eine lange Tradition. Manche muten heute etwas „aus der Zeit gefallen“ an. Aber oft geben sie den Hinterbliebenen Halt und sollen den Verstorbenen eine besondere Ehre erweisen. Wir nennen eine Auswahl an Bräuchen und was sie bedeuten.
Totenglocke
Wenn die Totenglocke zu hören ist, weiß die Gemeinde, dass ein Mitglied gestorben ist. Brauch ist das sowohl in evangelischen als auch in katholischen Kirchengemeinden, geläutet wird mancherorts mit einer großen Kirchenglocke. Wann sie läutet, ist unterschiedlich: zu festgelegten Tageszeiten oder individuell, nach einem Trauergottesdienst, oft aber einen Tag nach dem Tod, wenn das Pfarrbüro informiert wurde.
Augen und Mund verschließen
Dieser Brauch ist sehr alt, hat sich aber im Laufe der Zeit gewandelt. War damit früher der Aberglaube verbunden, dass Tote sonst als „Wiedergänger“ zurückkommen, steht heute im Vordergrund, den Verstorbenen ein würdevolles Aussehen zu verleihen.
Fenster öffnen und Spiegel verhängen
Ist jemand gerade gestorben, sind es auch heute noch Trauerbräuche, ein Fenster zu öffnen und die Spiegel zu verhängen. Früher gab es dazu die Vorstellung, dass die Seele nur so aus dem Mund durch das Fenster in den Himmel entweichen kann. Ob das heute noch der Hauptgrund ist, lässt sich schwer sagen. Praktische Argumente wie mehr Luft und etwas Beruhigung für die Angehörigen könnten mittlerweile eine größere Rolle spielen.
Mit der Seele des Verstorbenen hatte früher auch der Brauch zu tun, die Spiegel im Haus zu verhängen: Man befürchtete, dass der Nächste, der in den Spiegel schauen würde, ebenfalls versterben würde oder die Reise der Seele des Verstorbenen in den Himmel verhindert würde. Heute hat das Spiegel verhängen mehr damit zu tun, jegliche Eitelkeiten der Hinterbliebenen zu verhindern und sich auf den Verstorbenen zu konzentrieren.
Aufbahrung/Totenwache und eine Kerze anzünden
In früheren Zeiten starben viele Menschen daheim, wurden dort gewaschen, bekleidet, aufgebahrt und bis zur Beerdigung bewacht. Diese Aufgaben übernimmt heute meist der Bestatter. In der Vergangenheit herrschte der Aberglaube, dass man in einem Haus, in dem gerade jemand gestorben war, nicht schlafen dürfte, weil die Angehörigen sonst entweder „nachgeholt“ werden könnten oder der Verstorbene mit Kerzen neben dem Sarg vor dem Teufel beschützt werden müsste. Die Sterbekerze wiederum sollte dem Verstorbenen auf dem Weg in die Ewigkeit Licht spenden. Heute dient sie wohl eher der Erinnerung an die Toten und die Totenwache als letzte Ehrerweisung.
Wie lange ein Verstorbener heute daheim bleiben darf, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.
Trauerkleidung
Früher gab es genaue Regeln über die Trauerbräuche, wie lange Angehörige nach dem Tod eines Verwandten Schwarz zu tragen hatten. Diese Regeln haben sich in der Vergangenheit allerdings weitgehend überholt, wer was trägt, liegt im eigenen Ermessen.