Serie Bestattungsformen: Christliche Beerdigung
Heute beginnen wir eine kleine Serie, in der wir Ihnen die verschiedenen Bestattungsformen in unterschiedlichen Konfessionen vorstellen möchten. Wir starten mit christlichen Beerdigungen.
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland fühlte sich 2019 einer Konfession zugehörig: 55 Prozent der Bevölkerung sind Christen (Quelle) mit einer langen Tradition der Erdbestattung, die auf das Vertrauen auf das „ewige Leben“ und die leibliche Auferstehung nach dem Tod zurückgeht. In früheren Zeiten kam für Christen die Verbrennung deshalb nicht infrage, weil der Glaube einen unversehrten Körper voraussetzte. Das hat sich heute deutlich geändert. Die evangelische Kirche erlaubt die Einäscherung bereits seit den 1920er Jahren, die katholische seit den 1960er Jahren. Orthodoxe Christen lehnen sie nach wie vor ab.
Christliche Beerdigung: Trauerfeier und Bestattung
„Trauern empfindet man heute in unserer christlich geprägten Gesellschaft als etwas Privates: nur die nächsten Angehörigen erhalten mündlich eine Information über den Todesfall. Außenstehende erfahren von einem Todesfall oft aus der Zeitung. Schmerz zeigt man nicht gern in der Öffentlichkeit. Beileidsbekundungen kommen häufig per Post. Die Farbe der Trauer ist schwarz. Die Angehörigen tragen während der Trauerzeit oft schwarze oder dunkle Kleidung. Blumen mit Symbolcharakter werden als Grabschmuck oder Dekoration auf der Trauerfeier verwendet.“ (Quelle)
Bereits am Sterbeort (daheim oder z.B. im Krankenhaus) können die katholischen Christen im Rahmen einer kleinen Zeremonie eine Verabschiedung erfahren, die evangelischen eine Aussegnung. Für die spätere Bestattung gibt es keine festen zeitlichen Regelungen, sie kann auch noch mehrere Wochen nach dem Tod stattfinden.
Zur späteren Beerdigung unterteilt sich in der Regel in eine Trauerfeier und die anschließende Bestattung am Grab. Zu ihr kommen meist Angehörige und Freunde in die feierlich geschmückte Kirche, eine Trauerhalle oder/und auf den Friedhof, um sie gemeinsam mit dem Pastor im Sinne des christlichen Glaubens zu gestalten. Die Abläufe in der katholischen Kirche orientieren sich dabei auch heute noch stark an kirchlichen Traditionen, in der evangelischen Kirche sind sie etwas individueller. Meist wird die Trauerfeier musikalisch begleitet. Ob ein Verstorbener bei der Feier im offenen oder geschlossenen Sarg zum Abschiednehmen aufgebahrt wird, liegt allein im Ermessen der Angehörigen. Nach der Trauerfeier tragen Sargträger den Sarg zur Grabstelle oder die Urne zum Kolumbarium.
An der Grabstelle oder am Kolumbarium kann es weitere kurze Ansprachen geben, bevor der Sarg ins Grab gelassen oder die Urne ins Kolumbarium gestellt wird. Am Grab spricht der Geistliche die liturgische Formel „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“. Dabei stammt die Vorstellung, dass der Verstorbene wieder zu Erde, Asche und Staub wird, aus der christlichen Schöpfungsgeschichte. „Noch während der Geistliche die liturgische Formel spricht, wirft er traditionell drei Handvoll Erde auf den Sarg. Die Drei ist im Christentum eine Zahl mit besonderer Bedeutung. Christen glauben beispielsweise an die Dreifaltigkeit ihres Gottes, der sich in der Gestalt von Vater, Sohn und heiligem Geist zeigt. So verwundert es nicht, dass sie auch im Rahmen der christlichen Bestattung ihren Platz findet. Anschließend haben auch die Trauergäste die Gelegenheit, eine Schaufel Erde in das Grab zu werfen; Frauen werfen oft eine einzelne Blume.“ (Quelle) Gemeinsam beten die Trauernden das Vaterunser.
Keine ewige Ruhezeit
Zur Tradition der christlichen Bestattung und Grabpflege gehören übrigens namentlich gekennzeichnete Gräber oder Kolumbarien mit Symbolen christlichen Glaubens. Anonyme Beerdigungen und Grabstellen lehnen die meisten christlichen Gemeinschaften daher ab. Bei den Christen gibt es keine ewige Ruhezeit, Gräber können nach Ablauf von bis zu mehreren Jahrzehnten aufgelöst werden.