KI im Himmelreich

KI im Himmelreich: Wenn der Algorithmus die letzte Ehre erweist

Als Bestatter haben wir ja schon viel erlebt. Von skurrilen letzten Wünschen („Ich möchte im Batman-Kostüm beigesetzt werden!“) bis hin zu Familienstreitigkeiten, die selbst die Toten zum Staunen bringen würden. Aber was sich derzeit am Horizont abzeichnet, lässt selbst alte Hasen wie uns schmunzeln: künstliche Intelligenz.

Ja, Sie haben richtig gehört. Nicht nur Ihr Staubsauger und Ihr Navigationssystem werden immer schlauer, auch wir Bestatter müssen uns langsam die Frage stellen: Kann KI auch Trauerarbeit?

Stellen Sie sich vor: Sie kommen ins Bestattungshaus Schlage und statt eines empathischen menschlichen Gegenübers begrüßt Sie… ein Bildschirm. „Guten Tag. Ich bin Bestattungs-Bot 3000. Bitte nennen Sie mir den Namen des Verstorbenen und die gewünschte Bestattungsart. Kolumbarium, Seebestattung oder lieber die revolutionäre ‚Cloud-Bestattung‘, bei der die digitalen Daten des Verblichenen für immer im Netz schweben?“

Wir sehen schon die Schlagzeilen: „ChatGPT schreibt die Trauerrede – rührender als jeder Pfarrer!“ Oder: „Deep Learning für die Grabrede: Erkenntnisse aus 10.000 Kondolenzen!“

Der Gedanke hat etwas Absurdes, aber auch eine gewisse Faszination. Keine weinenden Angehörigen mehr, die über die Auswahl der Blumen streiten. Der Algorithmus optimiert das Trauermahl: Kartoffelsalat und Würstchen in perfekter mathematischer Proportion für maximale Sättigung. Die Trauermusik? Wird personalisiert von Spotify generiert, basierend auf den Hörgewohnheiten des Verstorbenen. Ob da auch „Highway to Hell“ dabei ist? Wer weiß!

Aber mal im Ernst: Auch wenn die Digitalisierung uns in vielen Bereichen das Leben leichter macht, gibt es Dinge, die keine KI der Welt ersetzen kann. Eine tröstende Hand, ein offenes Ohr, ein verständnisvoller Blick – das sind die Dinge, die in Momenten tiefster Trauer zählen.

Vielleicht hilft uns die KI ja irgendwann dabei, den Papierkram schneller zu erledigen oder die Urnenlogistik zu optimieren. Aber die Würde des Abschieds, die individuelle Geschichte jedes Lebens und die menschliche Verbindung, die wir in diesen schweren Stunden bieten – das bleibt unsere Aufgabe. Und da sind wir froh, dass unser Computer noch keine Taschentücher reichen kann.

In diesem Sinne: Bleiben Sie menschlich, wir bleiben es auch!

Herzlichst,

Ihr Bestattungshaus Schlage, in dem das Team noch weiß, wie man einen Sarg von Hand trägt (und dabei nicht stolpert)